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Perrudja

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Herausgegeben von Gerd Rupprecht Wenige Wochen nach Alfred Döblins »Berlin Alexanderplatz« und zwei Jahre nach dem Erscheinen der deutschen Übersetzung von Joyces »Ulysses«, die nicht nur für Döblin »ein guter Wind in den Segeln« war, brachte die Hamburger Lichtwarkstiftung 1929 Jahnns ersten Roman in einer kleinen bibliophilen Auflage heraus. Dennoch fand der gewaltige Torso eine große kritische Resonanz. Das Werk führt den Leser in die Welt der norwegischen Berge, eine Welt, die dumpf ist und weit zugleich, die beherrscht wird von Trollen, aber auch von kapitalistischen Trusts. Erzählt wird »die Geschichte des mehr schwachen als starken Menschen«, des einsamen, melancholischen Waldbesitzers Perrudja, dem seine eigene Vergangenheit abhanden gekommen ist. Die Liebe zu einem Fohlen reißt ihn aus seiner Trägheit; ein Knecht rettet ihm das Leben, als er mit seinen Tieren in einem harten Winter zu verhungern droht. Ihm erzählt er von seiner Verfallenheit an den Schlächterburschen Haakon, seiner ersten pubertären Liebe, und indem er erzählend dieses Bruchstück seiner Vergangenheit zurückerobert, tritt auch Signe wieder vor seine Augen, die ihm in jenen Jahren als Mädchen begegnet ist. Er beschließt, um sie zu werben, doch die stolze Spröde entzieht sich ihm und treibt ihn in einen Kampf auf Leben und Tod mit ihrem Verlobten Hoyer. Perrudja gewinnt Signe und verliert sie schon in der Hochzeitsnacht, weil er ihr den Mord an Hoyer verschweigt. Ihr Bruder Hein liebt sie, er liebt aber auch Perrudja und das »samtene Kind«. Der entschlußschwache Perrudja entpuppt sich als Herr über ein gigantisches Imperium, als ein »Kaspar Hauser des Großkapitals«. Mit dem Sekretär des Trusts und dem Franzosen Pujol entwirft er einen Plan zur Menschheitserneuerung, ein Szenarium des Ewigen Friedens. Aus der unglücklichen Liebesgeschichte wird eine politische Utopie. Doch Perrudja muß erfahren, daß die Eigenlogik der Macht stärker ist als der gute Wille des einzelnen, und so mündet der utopische Entwurf in die Kritik der Erlösungsvision, von der er seinen Ausgang nahm. Jahnn beschreibt die innere Entwicklung des »Nicht-Helden« mit einer sprachlichen Fülle, einer erzählerischen Komplexität, die in der deutschen Literatur dieses Jahrhunderts ohne Beispiel ist. Das Buch ist durchwoben von Geschichten und Geschichte, von Träumen und Märchen, seine Sprache ist die einer archaischen Musik, es ist »klug bis zum Rausch, seine Kritik streng wie ein Gerichtstag« (Klaus Mann). Die vorliegende Ausgabe enthält den Text des Romans im Wortlaut der Erstausgabe; die Abweichungen der Überarbeitung von 1958 und die der Vorabdrucke, die handschriftlich überlieferten Fragmente der Fortsetzung, ferner eine Reihe kleinerer Texte aus dem Umkreis des »Perrudja« sowie die Rezension Klaus Manns. Ein knapper Sachkommentar erläutert schwer verständliche Stellen und gibt Hinweise auf Jahnns Quellen sowie werkübergreifende Zusammenhänge. Das ausführliche Nachwort des Herausgebers informiert über den Entstehungsprozeß des Romans sowie seine zeitgenössische Aufnahme und versucht, seine Stellung im Gesamtwerk Jahnns zu bestimmen.
Request Code : ZLIB.IO17786333
Categories:
Year:
2017
Publisher:
Hoffmann & Campe
Language:
German
ISBN 13:
9783455405408
ISBN:
9783455405408

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