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Die starke Position oder Ganz normale MAMUS : Acht Satiren

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Wenn die Politiker heute schon die bessere Satire live im Originalton ihrer Reden liefern als dies jeder Kabarettist tun kann, dürfen auch die Industrie-Manager und andere in der Verantwortung stehende »MAMUS« mit dieser Kunst nicht zurückstehen. Der Konfliktforscher Johan Galtung hat für sie das Kürzel »MAMU« erfunden, was bedeutet: »Männliche Akademiker mit Universitätsabschluß«. Diese zweifellos besondere Spezies Mensch liefert in Referaten und Zeitungsartikeln ständig ganz eigene »Einsichten« in die drängenden Probleme der Epoche. Es ist deshalb hoch an der Zeit, diesen MAMU-Betrieb, der unsere Lebensqualitäten und Umweltprobleme in seinem speziellen Sinn zu verwalten sucht, in passender Weise zu beleuchten – und das hat Carl Amery nun in seinem neuesten Buch getan. Es ist der erste Band eines Editionsplanes dieses Autors mit »Gesammelten Werken in Einzelausgaben«, die künftig in unserem Verlag erscheinen. Amerys schmales, aber um so gewichtigeres neuestes Buch nimmt die Tradition der bitterbösen Satire eines Jonathan Swift, dem Dichter von »Gullivers Reisen«, wieder auf, dem man nachsagte, daß all seine Liebe nur Haß und all sein Haß Liebe war und er im Menschen die »widerlichste Bestie auf Erden« sah. Die Swift’sche Satire ist, wie Amery sagt, »als einzige noch geeignet, sich mit den ungeheuerlichen Tatsächlichkeiten der MAMU-Realität auseinanderzusetzen, denn wenigstens einige der makabren Ecken dieses Irrsinnsgartens sollen ausgeleuchtet werden.« Die acht Satiren Amerys führen alle ganz behutsam über eine anfängliche simple Identifikation mit der jeweiligen Rolle zu den wahnwitzigsten Schlußfolgerungen, die im jeweiligen Ansatz der Einzelstücke stecken: daß es sich um Schlußfolgerungen von spezialisierten Blinden, eben der MAMUS, handelt, die ihrerseits mit schöner Selbstverständlichkeit die Blinden, die große Masse, führen. Da heißt es in der ersten Satire »Vom Wert der Natur«, zum Beispiel über den Fortschritt ganz allgemein: »Von der Linie der historischen Fortschritte können wir ohne Selbstaufgabe nicht zurückweichen... Wird uns von der Natur sozusagen die »Finnlandisierung« unserer politisch-gesellschaftlichen Optionen zugemutet..., dann müssen wir eben zurückschlagen. Wir müssen das Altmühltal modernisieren, die Wälder am Amazonas abholzen, die Weltmeere und die Binnengewässer mit Produktionsrückständen anreichern.« Der Vortragende schließt sein Plädoyer für den Fortschritt: »Aber noch geben wir nicht auf. Die Hand zur Versöhnung bleibt ausgestreckt – wenn auch aus einer Position der Stärke heraus. Die Natur hat die Wahl.« Amerys neues Buch ist wahrhaftig ein Kabinett mit lauter Zerrspiegeln, die zusammen einen »Palast des Gelächters« in der Welt von heute bilden. Diese Satiren entlarven auf die geniale Art des Satirikers die uns bedrohende Welt der »ganz normalen MAMUS« und ihrer ungeheuer »starken Position«
Request Code : ZLIB.IO17781491
Categories:
Year:
1985
Publisher:
Süddeutscher Verlag
Language:
German
ISBN 10:
379916247X
ISBN:
379916247X

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