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Die Wallfahrer

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„Mit diesem Buch gehe ich aufs Ganze!“, sagt Carl Amery und – er meint es wörtlich! Die wesentlichen Motive und Gegenstände, die seine bisherige literarische Arbeit beherrschten, nämlich kritische Durchdringung der katholischen Tradition, bayerische Historiographie, Sorge um die biosphärische Bewohnbarkeit unserer Erde, aber auch seine komödiantische Begabung und seine Vorliebe für spekulative und phantastische Erzählweisen – dies alles ist in seinem neuen Werk, seinem Opus magnum, wie nie zuvor in seinen Büchern so kompakt präsent und wirksam. Amery hat hier nicht nur gründlich recherchiert, er erzählt zupackend, mit liebevollem Grimm und ironischem Kamm, gegen den Strich gebürstet. Auf diese Weise entfaltet sich ein stilistisch wie inhaltlich gleich fesselndes Panorama, dessen Zentrum und Perspektivpunkt Tuntenhausen ist, eine seit Jahrhunderten gerühmte Gnadenstätte Unserer Lieben Frau im südlichen Oberbayern. Auf diese Gnadenstätte laufen in Amerys Roman die Pilgerpfade von vier Jahrhunderten zu; grade und krumme, verworrene und konsequente, mit Irrungen und Wirrungen, mit schweren Prüfungen und mystischen Einsichten, mit plötzlichem Kulissenwechseln und moralischen Versteckspielen, zwischen Hoffnung und Apokalypse. Die Wallfahrt, ein altes, mächtiges Gleichnis für den Weg des Menschen, insbesondere des Christenmenschen auf Erden, wird so in ihrer Zeit und ihrem Raum konkretisiert und gedeutet. Mit viel Witz und hintergründiger Phantasie sowie virtuoser Sprachkunst erzählt Amery hier die Historie katholischer Frömmigkeit, wie sie sich in den Marienwallfahrten manifestiert hat. Das Buch ist vollgepackt mit geistesgeschichtlichen Kontroversen, und der Leser mag immer wieder nach historischen und zeitgenössischen Kostbarkeiten fahnden – und dabei fündig werden! Er sollte aber auch einfach den Zug der Personen und Bilder auf sich wirken lassen: den Zug von zähen Einsiedlern und wilden Marodeuren, von barocken Comoedianten, cholerischen Kapuzinern und pfiffigen Jungfern, von verwirrten Grafen und stattlichen Hexen – den Zug einer Menschen-Menagerie bis ins zeitgenössische Bayern und darüber hinaus bis zur neuen, blitzblanken Tierwelt des Jahres 49 999 868. Carl Amery, Jahrgang 1922, studierte Sprachen und Literaturwissenschaft, war von 1967-1971 Leiter der Städtischen Bibliotheken Münchens, 1976/77 Bundesvorsitzender des Verbandes der deutschen Schriftsteller in der IG Druck und Papier.
Request Code : ZLIB.IO17781490
Categories:
Year:
1986
Publisher:
Süddeutscher Verlag
Language:
German
ISBN 10:
3799162410
ISBN:
3799162410

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